Kopfrechentest

Mathematisches

Ein Kopfrechentest ist für sehr viele Kinder eine sehr große Herausforderung. Lasst uns heute schauen, was der Grund für Schwierigkeiten bei Kopfrechentests ist.

Lia bekommt eine Klassenarbeit zurück. Die erste Aufgabe ist betitelt mit Kopfrechnen und sieht so aus.

1. __  2. __  3. __  4. __  5. __ 6. __ 7. __ 8.__

Lia hat nur eine einzige Zahl richtig.
Lias Mutter weiß schon lange, dass Kopfrechnen nicht ihre Stärke ist. Sie weiß: Lia braucht die Aufgabe aufgeschrieben. Moment mal. Lia braucht die Aufgabe aufgeschrieben und kann sie dann berechnen? Ja, sobald Lia die Aufgabe vor sich sieht, kann sie die Plus- und Minusaufgaben berechnen. Im Kopf.

Also nochmals von vorne.

Kopfrechentest

Sofern Lia die Aufgaben sieht, gelingen sie

Wenn Lia diese Aufgaben sieht, gelingt ihr die Berechnung.

Wenn sie sie nur hört, wird es sehr schwierig. Aha. Lia kann also Kopfrechnen.

Kopfrechnen ist etwas völlig anderes als mündlich gestellte Aufgaben

Was Lia nicht gelingt, ist der auditive Weg, also das Gehörte verarbeiten und berechnen.

Ich plädiere klar dafür, dass wir den Begriff Kopfrechnen fürs Kopfrechnen verwenden! Weil diese Fähigkeit so sehr wichtig ist für jedes Kind und für jeden Menschen.

Mündlich gestellte Aufgaben sind Aufgaben, die nur mündlich gestellt werden, wir können sie auch Höraufgaben nennen.

Ja, und was steckt hier dahinter, dass so viele Kinder so große Schwierigkeiten mit Höraufgaben in Mathematik haben? Tatsächlich möchte ich bewusst Erwachsene auch mit einbinden.
Wenn wir mathematische Aufgaben ausschließlich über den auditiven Kanal präsentiert bekommen, also nur hören, brauchen wir sehr viel Arbeitsspeicher allein zur Zahlverarbeitung.

Stell dir gerne vor, du bekommst die Aufgabe 175 – 91 nicht schriftlich, sondern lediglich mündlich gestellt.

Spürst du, wie mühsam es ist, die Zahlen zu hören, zu verarbeiten, dann einen passenden Rechenweg zu finden und dann auch noch die Aufgabe zu berechnen?
So geht es unseren Kindern, die sogenannte Kopfrechentests, die eigentlich Höraufgaben sind, bearbeiten sollen. Erschwerend kommt die Geräuschkulisse im Klassenzimmer dazu und zudem die Tatsache, dass Kinder im Klassenzimmer nicht von überall die Lippen von der Lehrkraft ablesen können.

Für Kinder, die grundlegende Rechenschwierigkeiten aufgebaut haben, sind Höraufgaben in Mathematik ein riesengroßer Stress. Und alles andere als hilfreich!

Ich plädiere in der Schule und im Elternhaus IMMER dafür, Aufgaben aufzuschreiben!

Natürlich gibt es Menschen, die über den auditiven Kanal sehr viel und schnell aufnehmen können. Und es gibt eben auch sehr viele Menschen, die zusätzlich zu auditiv auch visuell, also das Geschriebene, brauchen! Und nicht wenige Menschen können rein über den auditiven Kanal im mathematischen Bereich annähernd nichts aufnehmen. Das hat nichts mit der kognitiven Fähigkeit des Menschen zu tun. Wir sind verschieden, lernen verschieden und das ist okay.
Umso wichtiger ist es, dass wir gerechte Chancen für alle schaffen.

Können wir Höraufgaben üben?

Ja und nein.
Menschen, die im mathematischen Bereich über den auditiven Kanal wenig aufnehmen, können durch sehr viel Training Verbesserungen sehen. Und werden immerzu den visuellen Weg bevorzugen. In anderen Bereichen kann das im Übrigen ganz anders sein. So kann ein Mensch im mathematischen Bereich den auditiven Kanal nicht bevorzugen, im Hörbuchbereich dagegen schon.

Um Höraufgaben zu üben, braucht es dringend den achtsamen Zugang über sinnvolle Aufgabenstellungen.
Ich bleibe nochmals bei Kindern.
Zehnerübergänge (einfache und doppelte) sind prinzipiell nicht hilfreich als Höraufgaben! Weil Zehnerübergänge zwei Rechenschritte brauchen. Zu obiger Auflistung: die Zahlen zu hören, zu verarbeiten, dann einen passenden Rechenweg zu finden und dann auch noch die Aufgabe zu berechnen kommt also noch eine weitere Berechnung hinzu. Stress pur für so viele Kinder.

Wenn Höraufgaben, dann solche, die von der Verarbeitung her sehr „einfach“ sind:
Aufgaben (für Klasse 2), wie:
14 + 3
65 + 3
72 + 10
30 + 34
Grundvoraussetzung für sämtliche Höraufgaben ist, dass die Aufgabe begriffen ist UND gerechnet werden kann.

Ja, für Kinder, die Höraufgaben leicht lösen können, ist es ideal, Aufgaben auch auf diesem Weg zu üben und zu berechnen. Hierbei auch ideal in einem Ballspiel.
Für alle anderen Kinder ist es nicht zu empfehlen! Gleich fünfmal nicht im Test. In keinem Bildungsplan steht im Übrigen das als Lernziel.

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